1974 | Ferrari Dino 208 GT4

Highlights: 

• Ex-Maranello Rossi Collection  

• Rare 208 

• Mittelmotor

 Marke- & Modellhistorie:  

Wenn wir an V8- und V12-Motoren denken, kommen uns große Motoren in den Sinn – und genau das sind sie heutzutage auch. Der ikonische V12-Motor von Ferrari hat einen Hubraum von 6,5 Litern, während der kleinste V8 3,9 Liter erreicht. Das erste V12-Triebwerk von Ferrari hatte jedoch nur einen Hubraum von 1,5 Liter und ein V8-Motor fasste sogar nur 2,0 Liter. Tatsächlich sind sie die kleinsten V12- und V8-Serienmotoren, die jemals hergestellt wurden. 

Der allererste Ferrari war der 125 S von 1947, der aus seinem kleinen, aber drehfreudigen 1496.77-cm³-V12-Motor 118 PS schöpfte. Weit weniger bekannt war der 2,0-Liter-V8-Motor von Ferrari, auch weil dieser nur auf dem italienischen Heimatmarkt verkauft wurde. Dieser wurde in den Dino 208 GT4 von 1975 eingebaut – eines der ungewöhnlichsten Autos, die je von Ferrari hergestellt wurden. 

Zustand & Historie: 

Der Dino 208 GT4 war die kleinere Schwester des Dino 308 GT4, der auf dem Pariser Salon 1973 vorgestellt wurde. Der 208 GT4 wurde als 2+2-Modell entwickelt, um die zweisitzigen 246 GT/GTS-Modelle der Dino-Reihe zu ergänzen. Wie die 308 GT4-Modelle erhielten auch die 208 GT4 Chassisnummern in der geraden Sequenz der Dino 246 GT/GTS-Modelle. Diese Praxis wurde beibehalten, selbst als die 208 GT4 parallel zur Nachfolgegeneration 308 GTB/GTS produziert wurden, deren Chassisnummern der ungeraden Sequenz für Ferrari-Straßenfahrzeuge folgten. 

Die Produktion des Dino 208 GT4 begann 1975 und lief bis 1980. In diesem Zeitraum wurden 840 Exemplare mit Chassisnummern im Bereich von 08830 bis 15596 gebaut. 

Dieses Modell war speziell für den italienischen Markt bestimmt und verfügte über einen mittig montierten 2,0-Liter-V8-Motor anstelle des 3,0-Liter-Aggregats des 308 GT4. Dies erklärt die Bezeichnung „208“. Wie bei anderen Dino-Modellen beziehen sich die Zahlen im Modellnamen auf den Gesamthubraum des Motors (in Litern) und die Zylinderanzahl, während die Zahl „4“ für die Anzahl der Sitzplätze steht. Der Grund für die Reduzierung des Hubraums war die italienische Steuerpolitik, die für Motoren mit mehr als 2 Litern Hubraum eine Strafsteuer von 38 % vorsah. Da es sich um ein Modell für einen spezifischen Markt handelte, wurden alle Fahrzeuge in Linkslenker-Konfiguration (LHD) produziert. 

Der V8-Motor hatte einen Zylinderwinkel von 90 Grad und war mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderreihe ausgestattet. Er hatte einen Hubraum von 1991 cm³ (Bohrung und Hub: 81 mm x 66,8 mm) und trug die Werksbezeichnung F106 C 000. Der Motor war quer eingebaut und mit einem Fünfgang-Synchrongetriebe mit Rückwärtsgang kombiniert, das sich unterhalb und hinter dem Nasssumpfmotor befand. Vier Weber-Doppelvergaser sorgten für eine Leistung von 180 PS. 

Die Karosserie entsprach weitgehend der des 308 GT4 und zeichnete sich durch eine markante Keilform aus, die von Bertone entworfen wurde und dem Zeitgeist entsprach. Der 208 GT4 war durch einige Details vom 308 GT4 zu unterscheiden: Er hatte nur ein einzelnes Auspuffrohr (statt vier) und unlackierte Aluminiumlamellen an der Front- und Motorhaube (im Gegensatz zu den schwarzen Lamellen des 308 GT4). 

Bertone schuf ein elegantes 2+2-Mittelmotormodell auf einem Radstand von 2550 mm, nur 210 mm länger als der zweisitzige Dino 246 GT/GTS. Der Dino 208 GT4 hatte ein Stahlrohr-Chassis (Typ F 106 CL 100) und eine Stahlkarosserie mit Aluminiumhaube und Motorabdeckung. Die Ausstattung umfasste Scheibenbremsen, Einzelradaufhängung mit Querlenkern, Schraubenfedern und hydraulischen Stoßdämpfern sowie Querstabilisatoren vorne und hinten. 

Trotz der Mittelmotorkonfiguration bot das Fahrzeug nutzbare Rücksitze (wenn auch mit eingeschränkter Beinfreiheit) und einen separaten Kofferraum hinter dem Motor mit eigenem Deckel. Zusätzlich gab es unter der Frontklappe Stauraum, der durch ein platzsparendes Ersatzrad optimiert werden konnte. 

Chassis Nr. 11468 

Chassis Nr. 11468 wurde im September 1975 über den offiziellen Ferrari-Händler Camapagnano Automobili in Florenz ausgeliefert. Ursprünglich war es in „Blu Ferrari“ (Salchi Farbcode 20-A-185) lackiert und hatte eine beige Lederausstattung mit blauen Stoffeinsätzen in den Sitzflächen. Das Fahrzeug war mit Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern ausgestattet. Details zum Erstbesitzer sind nicht bekannt. 

Heute ist Chassis Nr. 11468 in Rot lackiert und mit schwarzen Ledersitzen mit roten Stoffeinsätzen ausgestattet. Diese Farbänderung erfolgte zu einem unbekannten Zeitpunkt. Über viele Jahre war es Teil der Maranello Rosso-Sammlung des verstorbenen Fabrizio Violati in San Marino, einer der größten und bekanntesten Ferrari-Sammlungen weltweit. Laut Sandra Lodi Vetrano, Violatis Partnerin, kaufte er das Fahrzeug 1985 in der aktuellen Farbkombination. Es besaß damals noch seinen originalen Motor und sein originales Getriebe und wurde von ihr in den 1990er-Jahren persönlich genutzt. 

Nach Violatis Tod 2010 wurde die Sammlung 2014 von Bonhams versteigert. Seitdem war das Fahrzeug Teil einer privaten Sammlung in Großbritannien, wo es hauptsächlich als Ausstellungsstück diente. 2020 wurde es für ca. £9.000 umfassend überholt, einschließlich eines Motorservices, Überarbeitung der Bremsen und Auffrischung des Lacks. 

Heute präsentiert sich der Dino 208 GT4 in gutem Zustand und bleibt ein faszinierendes Stück Automobilgeschichte.